Falling into Love

„But this is the most powerful thing that can be done: surrender. See. And love is an act of surrender to another person.“ 

Alan Watts – Her, 2013

Zu Deutsch: Aber das ist die mächtigste Sache, die man tun kann: Aufgeben. Und sieh. Die Liebe ist ein Akt der Hingabe an eine andere Person. 

Dieses Zitat kommt nicht vom echten Alan Watts, sondern aus dem Film „Her“ von 2013, bei dem ein Charakter nach dem echten Alan Watts benannt wurde. Ich möchte hier natürlich nicht zu viel vorwegnehmen, denn der Film ist seine guten zwei Stunden definitiv wert und wird von mir wärmstens empfohlen.

Worauf ich aber eigentlich hinaus will ist folgendes: Dieses Zitat sagt sehr viel über die Liebe aus. Es zeigt eine Dynamik und Deutungsperspektive, die man zwar nicht erwartet, doch nach längerem Nachdenken nicht nur einfach so in den Raum geworfen worden ist, sondern auch ein (großes) Stück Wirklichkeit mit sich trägt. 

Als ich dieses Zitat zum ersten Mal gehört habe, bahnte sich bei mir eine Frage an. Warum verliebt man sich, wenn man sich dafür aufgeben muss? Wenn man sich dafür einer anderen Person völlig hingeben muss? 

Auf einfachster Ebene gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür. Wenn man sich verliebt, wird eine enorme Menge an Dopamin frei, auch als ein Glückshormon bezeichnet, welches dann seine primäre Funktion erfüllt: Uns glücklich fühlen lassen. Dies kann am Ende beinahe als Sucht beschrieben werden. 

Ich muss allerdings zugeben, dass mir eine so trockene und simple Antwort auf diese scheinbar komplizierte Frage nicht gereicht hat. Die wissenschaftliche Erklärung zeigt zwar das Basisgerüst der Frage auf, aber die unterliegende Substanz bleibt dabei trotzdem verborgen. 

Aber es gibt noch die Philosophie, die auf die Frage, warum wir uns verlieben, einen anderen Standpunkt hat. 

So ist Philosophie über die Liebe vorhanden, die bereits älter als 2000 Jahre ist. Damals wurde die Liebe so gedeutet, dass sie ganz unbewusst geschieht. Man macht unbewusst eine Person zu „einer Gottheit“ und hört auf deren Fehler zu sehen. Diese Darstellung allein liefert meiner Meinung nach mehr Antworten, als die wissenschaftliche Erklärung. 

Diese Ansichten änderten sich natürlich mit der Zeit und waren auch von einzelnen Philosophen in ähnlichen Zeitepochen sehr unterschiedlich. Kant war zum Beispiel der Ansicht, dass die Liebe dazu da sei, das kannibalische Verlangen der Menschen zu stillen. Die Heirat wäre die einzige Möglichkeit die Gelüste des Menschen nach seinem eigenen Fleisch zu stillen. Doch bereits im nächsten Jahrhundert war Niklas Luhmann der Ansicht, dass die Liebe dazu da sei, uns jemandem öffnen zu können und die zwischenmenschliche Kommunikation zwischen zweier Partner reduzieren zu können. Für ihn ist die Liebe ein Mittel zum Zweck, um die zwischenmenschlichen Beziehungen der Gesellschaft zu entwirren, wobei die Sexualität mit der Liebe Hand in Hand geht. 

Dies bringt direkt einen weiteren Aspekt des Themas Liebe ans Licht: Die Sexualität. Heterosexualität, Homosexualtiät und Bisexualität sind dabei die vermutlich am meisten verbreiteten Formen der Sexualität und werden ebenfalls weitgehend akzeptiert. Allerdings impliziert das Wort “weitgehend” bereits, dass diese Akzeptanz nicht vollständig ist und genau dies ist meiner Meinung nach eines der größten Probleme beim Thema Liebe. Ich selbst kenne viele Leute, die sich von der “Norm der Heterosexualität” abgrenzen und allein aus diesem Grund bereits diskriminiert werden. Dabei sollten wir doch alle ein gleiches Recht darauf haben uns in jemanden zu verleiben, ganz ohne die Stigmatisierung des Geschlechts. Die Suche nach der Antwort für den Grund der Liebe zeigt meiner Meinung nach, dass ein solches Recht bereits als Grundlage existieren muss, um sich eine solche Frage überhaupt stellen zu dürfen.

Allerdings kann man selbst mit Einbezug nie eine allgemeingültige Antwort auf die Frage “Warum verlieben wir uns eigentlich?” finden. Jeder verliebt sich aus anderen Gründen, in anderen Lebenslagen und Umständen und vor allem in andere Personen. Somit ist es gar nicht möglich, eine generelle Antwort auf eine solche Frage zu finden. Jedoch sollte nach diesem Artikel klar sein, dass die Liebe selbst für jeden gleich sein sollte. Wie bereits im Zitat von Alan Watts, ist die Liebe ein vollständige Hingabe an eine andere Person. Diese Hingabe muss also auch eine Angelegenheit der betroffenen Personen bleiben, ganz ohne die Sexualität oder das Geschlecht. Die Liebe braucht keine Kontrolle. 

„So, that’s quite mad because you see, it’s letting things get out of control. All sensible people keep things in control. […] So, actually, therefore, the course of wisdom, what is really sensible, is to let go, is to commit oneself, to give oneself up and that’s quite mad. So we come to the strange conclusion that in madness lies sanity.“

Alan Watts – Her, 2013

Deutsch: „Das ist ziemlich verrückt, denn es bedeutet, die Dinge außer Kontrolle geraten zu lassen. Alle vernünftigen Menschen behalten die Dinge unter Kontrolle. […] Der Weg der Weisheit, das, was wirklich vernünftig ist, besteht also darin, loszulassen, sich zu verpflichten, sich selbst aufzugeben, und das ist ziemlich verrückt. So kommen wir zu dem seltsamen Schluss, dass im Wahnsinn die Vernunft liegt.“

Photo by Bruce Christianson on Unsplash

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