Graffiti – ein Ausdruck von Kunst oder doch eher Vandalismus?

Polly Schumann

Die Meinungen über Graffitis sind sehr gespalten. Einige sehen es als künstlerischen Ausdruck von Freiheit. Andere sind der Meinung, sie beschmutzen die Städte. Aber warum sprühen Menschen Graffitis? Sie sind ein Symbol künstlerischer Freiheit. Sprühen an öffentlichen Plätzen ist oft effektiver als zu Hause. Eine Hauswand oder ein Bahnwagon verschaffen natürlich viel mehr Platz als eine Leinwand. Künstler*innen möchten, dass ihre Werke gesehen werden, oder sie wollen ein gesellschaftliches oder politisches Statement setzen. Der Reiz, die eigenen Malereien auf nicht immer erlaubten Orten zu hinterlassen ist groß. Viele sind der Meinung, dass solche Kunstwerke die sonst so grauen Städte verschönern und aufblühen lassen. Grelle große Schriftzüge, aufwendig gesprühte Bilder oder auch kleine Krakeleien gehören zum heutigen Stadtbild einfach dazu. Sie sind nicht mehr wegzudenken. „Anständige“ Graffitis sind eine Form der Kunst der Moderne, denn Street-Art ist mittlerweile eine anerkannte Kunstform.

Aber was „anständig“ ist, ist relativ. Menschen beurteilen Kunst individuell und nicht alle mögen das Gemalte.  Es gibt daher auch sehr viele Menschen, denen diese Art von Kunst ein Dorn im Auge ist. Denn Graffitis müssen nicht immer schön aussehen. Leider gibt es auch Viele, die aus Langeweile oder Rebellion sprühen. Oftmals findet man hin gekrakelte Beleidigungen anstatt wirklicher Kunstwerke. Das Problem liegt also darin: Wenn bestimmte Dinge nicht gefallen, kann man diesen üblicherweise einfach ausweichen. Bei Graffiti geht das allerdings nicht. Muss man sie dann also Leuten aufzwingen, indem man sie wahllos an Hauswände, Züge, Autobahnbrücken oder Bushaltestellen schmiert? Den eigenen Besitz darf man gedankenlos verschönern, aber wie sieht es auf fremden Grundstücken oder öffentlichen Plätzen aus? Es gilt: Generell sind Graffitis strafbar und gelten als Sachbeschädigung.

Wer also fremde Hauswände verschönert, macht sich strafbar. Früher war dies nur so, wenn hierdurch die Substanz des Gebäudes verletzt oder dessen technische Brauchbarkeit beeinträchtigt wurde oder die Graffitis nur um den Preis einer solchen Substanzverletzung oder Beeinträchtigung entfernt werden konnten. Seit dem Jahr 2005 ist man aber auch mit Sachbeschädigung der Strafe bedroht, wenn man unbefugt das Erscheinungsbild einer fremden Sache verändert. Dies können beispielsweise besprühte Schilder am Straßenrand, beschmierte Hauswände oder komplett bebilderte Zugwagons sein. Zur Sachbeschädigung fremder Objekte kommt meist noch ein verbotswidriges Betreten des Geländes hinzu, wodurch ein Hausfriedensbruch vorliegt. Aufgrund der Sachbeschädigung können die Geschädigten zivilrechtlich auf Schadensersatz klagen. Und die zivilrechtlichen Ansprüche gegenüber den Täter*innen bzw. Verursacher*innen gelten 30 Jahre lang. Wer also mit 16 beim Sprayen ertappt wird, kann bis zum 46. Lebensjahr zur Kasse gebeten werden.

Die Mindeststrafe bei Erwachsenen liegt bei einer Geldstrafe von 5 Euro. Die Höchststrafe kann aber auch schnell zu zwei Jahren Freiheitsstrafe werden. Sind religiöse Gegenstände betroffen oder Grabmäler, öffentliche Denkmäler, Naturdenkmäler, Gegenstände der Kunst, der Wissenschaft oder des Gewerbes, welche in öffentlichen Sammlungen aufbewahrt werden oder öffentlich aufgestellt sind oder Gegenstände, die zum öffentlichen Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher Wege, Plätze oder Anlagen dienen, ist gar eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren möglich. Bei Minderjährigen sieht es da schon wieder anders aus. Wer unter 14 Jahren ist, ist schuldunfähig. Bei Personen, die zur Tatzeit zwischen 14 und 18 Jahren sind, muss hingegen im Einzelfall geprüft werden, ob sie strafrechtlich verantwortlich sind. In nicht öffentlichen Verfahren drohen jugendlichen Tatverdächtigen also potentiell folgende Strafen: Erziehungsmaßregeln in Form von Weisungen, also Gebote und Verbote, oder Erziehungsbeistand. Es gibt auch die Möglichkeit von Zuchtmitteln durch Verwarnungen, Auflagen, also beispielsweise Wiedergutmachung, Entschuldigung, Arbeitsauflagen oder Geldspenden. Oder auch Jugend-, Freizeit-, Kurz- bzw. Dauerarrest. Schlimmstenfalls bekommen die Täter*innen eine Jugendstrafe in der Jugendstrafanstalt von sechs Monaten bis zu fünf Jahren. Außerdem gilt, wenn eine Gruppe beim illegalen Sprayen erwischt wird, haften alle Beteiligten einzeln für die gesamte Schadensumme. Hier kann es schnell sehr teuer werden. Bei einer großen Fläche kommen dann mehrere Tausend Euro zusammen. Kurz gesagt, illegale Graffitis sind Sachbeschädigung, die Verursacher*innen machen sich schadenersatzpflichtig und werden strafrechtlich verfolgt.

Aber was passiert mit dem Hauseigentümer*innen, die jetzt mit einer bunt bemalten Hauswand leben müssen? Denn als Zierde empfinden diese die illegal gesprühten Tags und Graffitis nicht oft. Stattdessen sind diese nun für die Entfernung der Malereien zuständig und müssen für die anfallenden Kosten aufkommen. Natürlich können die Täter*innen die Kosten zahlen, aber es ist nicht immer einfach diese ausfindig zu machen. Es muss ein konkreter Beweis für die Verursacher*innen geführt werden, auch wenn sich die Bilder im Stil gleichen. Denn, woher soll man wissen, dass es sich nicht um Nachahmer*innen handelt? Es kann auch vorkommen, dass die Sprayer*innen erfasst werden und für die Kosten aufkommen. Wenn sich das Graffiti aber nicht beseitigen lässt oder die Besitzer*innen des Hauses dies gar nicht vorhaben, können die Schädiger*innen dann ihr Geld zurückverlangen? Lassen die Geschädigten den Schaden nicht reparieren, bestimmt sich die Höhe des Ersatzanspruchs nach den voraussichtlichen Kosten der Reparatur durch einen Fachbetrieb, jedoch ohne Umsatzsteuer. Seien wir also ehrlich: Im Endeffekt möchte niemand gerne ein Graffiti ohne vorherige Erlaubnis an der eigenen Hauswand haben, egal ob Schmiererei oder stilvolles Kunstwerk. Denn die Entfernung ist mühsam und kann schnell sehr teuer werden.

Ein weiterer Punkt, der gegen Graffitis spricht, ist der Umweltaspekt, denn egal ob bei der Reinigung oder beim Sprühen sind Graffitis auch umweltschädlich. Die Sprayer*innen schaden oft nicht nur sich selbst sondern auch ihren Mitmenschen. Während Handwerker*innen auf Gesundheit und Umwelt achten, tun dies die willkürlichen Künstler*innen selten. Farbe und Farbdämpfe können viele Schäden hervorrufen. Neben sehr vielen Unfällen beim Sprühen auf ungesicherten Flächen, die meist illegal sind, können Atemprobleme, Vergiftungen, Benommenheit, Blasenbildung sowie Haut- und Augenreizung mögliche Nebeneffekte sein. Durch Unfälle beim Arbeiten mit den Sprühdosen können Verantwortliche schnell im Krankenhaus landen. Auch diejenigen, die die Graffitis reinigen, laufen Gefahr von gesundheitlichen Schäden betroffen zu sein. Verwenden die Geschädigten keine Handschuhe, keine Schutzbrille und keine Atemmaske, können beim Säubern Farbpartikel auf die Haut oder in die Atemwege gelangen. Auch wenn das Graffiti bereits veraltet ist, kann die Farbe zu Verätzungen oder Ähnlichem führen. Neben den gesundheitlichen Schäden, die die Sprüher*innen davontragen können, bringen sich Graffitikünstler*innen oft selbst in Gefahr. Der Reiz, etwas Verbotenes zu tun, ist nicht immer ungefährlich. Viele Künstler*innen sprühen nachts im Dunkeln, wählen Bahnanlagen, Stromkästen, Brücken oder Unterführungen als Untergrund ihrer Motive. Dabei reicht unter Umständen nur ein knapper Schritt zum Tode aus. Es kann vorkommen, dass Täter*innen von Zügen erfasst werden, Stromschläge erleiden oder bei einem Sturz aus mehreren Metern Höhe sterben. Unter diesem Link findest du Beispiele, bei denen die betroffenen Personen verletzt worden oder verunglückt sind: https://de.everybodywiki.com/Liste_der_Unf%C3%A4lle_und_Todesf%C3%A4lle_von_Graffiti-_und_Streetart-K%C3%BCnstlern 

Damit Sprayer*innen sich nicht strafbar machen, Unmengen von Geld für Reinigungen zahlen müssen oder an einem Stromschlag sterben, gibt es natürlich auch Alternativen. Da Graffiti nur dort illegal sind, wo keine vorherige Erlaubnis zum Sprühen gegeben würde, ergibt sich meist dieses Problem: Oft stellt sich die Frage, warum man denn nicht Gebäude bemalen darf, die doch bald sowieso abgerissen werden müssen. Sie sind ohnehin schon fast verfallen und abrissbereit. Sprayer*innen dürfen nicht überall malen, wo sie gerne wollen. Sie fühlen sich eingeschränkt in ihrem Hobby. Für dieses Problem gibt es eine Lösung: Heutzutage gibt es in fast allen Städten legale Plätze zum Sprühen. Graffitikünstler*innen werden extra Wände, Mauern, Unterführungen oder sogar ganze Gebäude für ihre künstlerischen Aktivitäten zur Verfügung gestellt. Dort darf dann jeder sprühen oder malen, wann und wie er möchte.

Wenn wir die Wörter „Graffiti“ oder „Street Art“ hören, kommen uns meist als Allererstes bunt verzierte Wörter in den Sinn. Denn das sogenannte „Style Writing“ ist eines der meistgenutzten Graffitiarten, die von Graffiti Künstler*innen angewendet werden. Das liegt daran, dass nicht nur professionelle und erfahrenen Graffiti Künstler*innen das Style Writing umsetzen können, sondern auch Anfänger können schnell und einfach ihren Spaß daran haben. Dieses besteht nur aus einem Wort und kann schnell und einfach verbreitet werden. Neben dieser Graffitiart gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Formen, und noch mehr werden mit Sicherheit in der Zukunft folgen. Graffitis bieten ein großes Spektrum an Vielfältigkeit und Kreativität. In der Graffitikunst sind keine Grenzen gesetzt. Es ist also auch wichtig zu bedenken, dass es nicht nur Schmierfinken in der Graffitikunst gibt. Wenn es richtig gemacht wird, können wirkliche Kunstwerke entstehen. Künstler*innen stecken viel Zeit und Mühe in ihre Werke, damit andere sie sehen können. Weltweit gibt es mittlerweile Städte, die mit Graffitis boomen – denn dieses Hobby wird immer beliebter. Wer beispielsweise in Berlin wohnt, oder vorhat die Stadt zu besuchen, wird an der Berliner Mauer Unmengen von Graffiti bestaunen können. Touristen, die sich für Graffitikunst interessieren, müssen nicht unbedingt Geld für Museen bezahlen. Unter diesem Link findest du Städte, in denen Street Art besonders populär ist und immer mehr wird: https://reisehappen.de/street-art-staedte-weltweit/

Graffitikünstler*innen repräsentieren einen Mythos. Sie gestalten die Stadt und ihre Räume, setzen kritische Akzente und bringen Kunst in ein neues, alltägliches Wahrnehmungsfeld. Und obwohl uns ihre Werke täglich begegnen, wissen wir kaum etwas über die Graffiti Kunst und die Menschen dahinter. Sprüher*innen haben meistens 2 Ziele: Fame und Style. Das Streben nach Fame ist das Streben nach Bekanntheit, nach Respekt. Künstler*innen wollen ihren Namen bekannt machen, deshalb reproduzieren sie ihre Tags und Bombings auch mehrere Hundert mal. Sie trainieren ihren Style, versuchen, den eigenen Stil immer weiter zu verbessern, immer kompliziertere Formen zu finden, aufwendigere und einfallsreichere Fill-Ins zu malen um sich somit wieder mehr Respekt innerhalb der Szene zu verdienen und einen richtigen Burner zu malen. Denn: Übung macht den Meister. Wie auch bei anderen Kunstformen, möchten die Künstler*innen, dass ihre Werke gesehen werden. Deswegen sind Graffitis praktisch – täglich laufen hunderte von Menschen an einem vorbei. Wer Talent hat, muss nicht nachts illegal sprühen, sondern kann mit den Graffitis auch einen eigenständigen Beruf schaffen. Denn wer beauftragt legal an Wohnwagen, Hauswände oder Garagentüren sprüht, wird nicht wegen Vandalismus bestraft, sondern bekommt Geld. Das Sprayen kann nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Berufung sein.

Neben dem Vorteil, mehr Platz als eine einfache Leinwand zu haben, kann man sich mit Graffitis auch eine Stimme verschaffen. Kunst im öffentlichen Raum hat sich in vielen verschiedenen Stilen sowie Varianten entwickelt. Auch Graffiti und Street Art sind weltweit eine kulturelle Ausdrucksform geworden. In der Kunst geht es um Freiheit und Kreativität. Graffiti ist der beste und einfachste Weg, um seine Stimme gegen verschiedene Dinge zu erheben. Menschen haben dadurch die Möglichkeit ihre Gefühle der Welt mitzuteilen. Street Art ist auch eine gute Option, sowohl politische als auch soziale Themen anzusprechen. Es gibt immer irgendwo Situationen, die öffentlich nicht leicht anzusprechen sind. Hier können Graffiti ins Spiel kommen. Die Menschen weisen mit Street Art oder Graffiti auf ein umstrittenes Thema hin und können damit auf die bestmögliche Art und Weise protestieren. Es ist einer der friedlichsten Wege überhaupt. Dadurch kann es auch inspirieren und motivieren. Es fördert eventuell in zuvor tristen, langweiligen und grauen Wohnblocks ein Gemeinschaftsgefühl, denn die Menschen kommen über die Kunst ins Gespräch und erfreuen sich an ihrem Anblick. Dadurch bringt es eine gute Stimmung in die Gegend. An Mauern oder Hauswände geschriebene Zitate können Betrachtende zum Nachdenken und/ oder handeln anregen. Andere Menschen wiederum werden inspiriert, selber kreativ tätig zu werden.

Die Frage, ob Graffiti nun als Kunst oder doch eher als Vandalismus zu betrachten ist, lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Ob es schön ist, oder nicht, liegt im Auge des Betrachters. Jeder und jede hat einen ganz eigenen Geschmack. Ob es nun einfache Krakeleien oder bunte Kunstwerke sind, oder ein Statement gesetzt werden soll – es gefällt nicht allen. Was sich viele denken: Es kommt ganz darauf an, was gesprüht oder geklebt wurde, wo es zu sehen und wie es entstanden ist. Dabei werden legal gesprühte Graffitis oft als Verschönerung der Städte und illegale Graffitis als optisch störend wahrgenommen. Fazit: So individuell wie die Graffitis, so individuell sind die Meinungen dazu. Ich persönlich bin ein großer Fan von Graffiti und freue mich, wenn ich welches zu Gesicht bekomme. Trotzdem bin ich strikt dagegen, wenn es ohne vorherige Erlaubnis an zum Beispiel Hauswände gesprüht wurde. Egal ob legal oder illegal – ich habe schon Graffitis gesehen, die mich fasziniert haben, wiederum aber auch welche, die mir nicht gefallen haben.

Was haltet ihr vom Thema Graffiti? Wann empfindet ihr es als Kunst, und ab wann nicht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

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